1984 beschert unserem Dilltal eine Naturkatastrophe. An einem Februar Morgen um 05:00 Uhr morgens heulen die Sirenen und rufen die Ortsteilwehren der Gemeinde. Aufgrund anhaltender Regenfälle in Kombination mit einsetzender Schneeschmelze ist die Dill über die Ufer getreten. Der Höchstpegel dieses Hochwasser wird als Rekordpegel des 20. Jahrhunderts festgehalten. 3 Tage lang stehen die Wehren im Einsatz, retten Menschen, Tiere, füllen Sandsäcke. Immense Schäden musste die Firma Haas & Sohn hinnehmen, die direkt an der Dill liegt. Hier wird einer der Hochöfen zum Erlöschen gebracht. Erneut rufen die Sirenen am 23.11.1984 die Wehr auf den Plan. Wieder ist es das Naturelement Wasser. Der Stippbach war über die Ufer getreten und 36 Wehrmänner kämpfen mehrere Stunden gegen die Fluten an - pumpen wieder Keller aus und füllen Sandsäcke. Ebenfalls im November eilen die Sinner Kameraden nach Edingen. In der Wällertorstraße brennt ein Wohnhaus. Unter schwerem Atemschutz werden die Bewohner aus den Flammen gerettet.
Zwei Bilder vom "Jahrhundert Hochwasser": Los gespülte Fahrbandecke an der Ruppertsmühle (dortige Dillbrücke) und der Blick von der Bundesstrasse unter dem Hochhaus Haas & Sohn auf das Firmengelände.
Der 26.07.1985 vermerkt einen Dachstuhlbrand im Ersatzteillager der Firma Haas & Sohn. Dieses Mal verhindern 23 Wehrmänner einen größeren Schaden. Ebenfalls wurde am 14. Oktober ein Dachstuhlbrand auf der Ruppertsmühle bekämpft.
Das Jahr 1986 beginnt zunächst ruhig. Im Februar wird unter schwerem Atemschutz ein Zimmerbrand gelöscht. Zum Hessentag in Herborn helfen die Sinner Kameraden den Herborner Wehrleuten bei der Regelung der Parkplätze und am gleichen Abend wird in der Elbestrasse ein brennendes Gartenhaus gelöscht. Der Monat Juli steht ganz im Zeichen des 100jährigen Bestehens der Wehr - Discofete , Akademische Feierstunde , Festzug , Frühschoppen ...
Am 1. März 1987 gilt es einen Kabelbrand bei der Firma Holzapfel zu bekämpfen. Der Juli 1987 bringt den Tageszeitungen fette Schlagzeilen : >Es sieht aus wie nach einem Bombenangriff< und >Größter Feuerwehreinsatz seit dem 2. Weltkrieg< steht dort zu lesen. Am Dienstag den 07. Juli gegen 21 Uhr verunglückt in der Herborner Innenstadt ein mit Kraftstoff beladener Sattelzug und explodiert. Alle Hilfsorganisationen des Kreises, sogar Feuerwehreinheiten aus Frankfurt am Main rückten nach Herborn aus um den Flammen Einhalt zu gebieten. Unter ihnen auch 35 Kameraden der Wehr Sinn. In der Nacht zum 22.09. rückten die Wehrmänner zu einem brennenden Reifenstapel bei der Firma K. H. Holzapfel aus. Noch während dieses Einsatzes wird der Ortsteil Fleisbach alarmiert - dort brennt die Druckerei Roth in voller Ausdehnung. Die Wehr Sinn rückt sofort nach Beendigung der Löscharbeiten nach Fleisbach aus und unterstützt die Brandbekämpfung dort. Der Rest des Jahres vermerkt eine brennende Mülltonne und ähnliche Kleineinsätze.
Der April 1988 ist ein besonderer Monat. Der 24 Jahre alte Opel Blitz LF8 wird durch ein moderneres Fahrzeug ersetzt. Ein Mercedes Benz 711 LF8 steht nun der Wehr zur Verfügung. Ebenfalls eine Neuerung ist die Beladung für technische Hilfeleistung. Mit Rettungsschere und Spreizer ist die Wehr Sinn nun in der Lage, verunfallte Fahrzeuginsassen aus ihrem Wagen zu befreien.
Opel >Blitz< LF8, aufgenommen für die Festschrift zum 100jährigen Jubiläum.
1989 stellt eine weitere Neuerung ein. Nach dem Hornisten und der Feuerwehr Sirene werden nun alle aktiven Mitglieder mit Funkalarmempfängern (Piepser) ausgerüstet. Die Sirenen werden weiterhin zur Warnung der Bevölkerung und bei Großschadensereignissen genutzt. Zu den übrigen Einsätzen werden die Wehrleute über Funk gerufen. In 1989 wird ein Dachstuhlbrand bei der Firma Doering, ein brennender Bagger auf der Ruppertsmühle, ein Flächenbrand und der Brand einer Absaugungsanlage bei der Firma Haas & Sohn gemeldet.
1990 - 5 Brandeinsätze und 1 Hilfeleistung stehen im Protokollbuch verzeichnet. Im Februar des Jahres wird bei einem Sturm das Dach des Hauses Jung (Friedrich Eberst Strasse 20) abgedeckt, wobei die Wehr zur Hilfe gerufen wird. Noch während dieses Einsatzes erfolgt ein weiterer Alarm. Auf der Straße zwischen Sinn und Ballersbach sind Bäume umgestürzt und darunter soll sich noch ein Pkw befinden. Die Straße wurde frei geräumt und abgesucht, ein Fahrzeug wurde Gott sei Dank nicht vorgefunden. Ein Wohnhausbrand in der Ködingstrasse ruft die Wehr auf den Plan. Der Hausbesitzer zieht sich bei ersten Löschversuchen Verbrennungen an Händen und im Gesicht zu. Ein Dackel und ein Wellensittich wurden Opfer der Flammen, der Schaden taxiert bei geschätzten 300.000,00 DM.
Am 19. Mai 1991 wird der in die Jahre gekommene Mannschaftstransporter durch ein gebrauchtes Fahrzeug ersetzt. Die Kosten für diese Ersatzbeschaffung werden von der Kommune und dem Feuerwehrverein übernommen. Etwa 45 Minuten vor dem offiziellen beginn der Übergabefeier ertönt die Sirene in Fleisbach und die Meldempfänger der Wehr Sinn piepsen. In Unwegsamen Gelände war ein Waldbrand ausgebrochen und mehrere hundert Meter Schlauchleitungen mussten verlegt werden. Der trockene und heiße Sommer brachte mehrere Flächenbrände. Im Oktober beschäftigt eine mehr als 1.000 Meter lange Ölspur im Ortskern die Feuerwehr für mehrere Stunden.
Zur Jahreshauptversammlung 1992 wird Heinz Klaas als Wehrführer durch Gunter Ernst abgelöst und es beginnt ein betriebsames Geschäftsjahr mit insgesamt 31 Einsätzen. am 29. April rückt die Wehr zur Unterstützung nach Greifenstein aus, dort steht das Gasthaus Simon in Flammen und unsere damals schon etwas betagte Drehleiter zeigt, das sie noch nicht zum alten Eisen gehört. Am 29. September brennt es gleich zweimal am gleichen Objekt. Müllcontainer mit Möbeln standen auf dem ehemaligen Haas & Sohn Werksgelände in Flammen. Das Feuer war vor Eintreffen der Wehr bereits durch Mitarbeiter der Firma Pracht gelöscht. Am gleichen Abend brannten die Container erneut.
Feuer Gasthaus Simon in Greifenstein
Am 12.01.1993 verstopft sich ein Rohr des Bornbaches und das Wasser drückt sich aus den Deckeln der Kontrollschächte nach oben. Von hier aus sucht es sich seinen Weg über einen Hof direkt in die Lichtschächte eines Wohnhauses. Stundenlang wird Wasser aus dem Keller gepumpt und versucht, die Leckagen im Keller abzudichten. Erst das Aufgraben der Kanalrohre und ein gewaltsames entfernen der Verstopfung lässt die Wassermassen abfließen. Ende März wieder ein ereignisreicher Tag. Während die Wehr einen brennenden Müllcontainer an der Friedensschule löschte wurde ein Feuer am Supermarkt in der Kirchstraße gemeldet. Dort waren Kartonagen entzündet worden und das Feuer hatte bereits auf das Dach übergegriffen. Der nächste erwähnenswerte Einsatz erfolgte am 31. Mai 1993. Bei einem Wohnhausbrand im Borngrund wurde ein Junge aus der Wohnung gerettet und musste mit einer Rauchvergiftung in die Klinik geflogen werden. Am 22.09. landete der nächste Rettungshubschrauber - in Höhe des damaligen Aldimarktes (bei BMW Bernhardt) wurde eine junge Frau bei einem Verkehrsunfall so stark verletzt, dass sie in eine spezial Klinik geflogen werden musste. Im Oktober musste eine Ölsperre auf der Dill errichtete werden. Ein Lkw Unfall auf der A45 zwischen Herborn Süd und Herborn West ließ Öl über den Rehbach bis in die Dill gelangen.
1994 beginnt mit einem tragischen Unfall und einhergehendem Einsatz der Wehr Sinn. Am 14. Januar kippt in der Bahnhofsstrasse ein Sattelzug, beladen mit nasser Pappe, in einer Kurve um. Unter dem Auflieger wird eine Schülerin begraben, die auf dem Nachhauseweg vom Bahnhof war. Trotz massiver Kräfte (die Wehr Herborn rückte mit Ihren Gerätschaften für Lkw Unfälle mit an) konnte das junge Mädchen nur tot geborgen werden. Am 17. Februar kam es zu einem Luftfahrtsunglück, das fast in einen Flugtag ausartete. Der Rettungshubschrauber Christoph 2 aus Frankfurt sollte ein verunfallten Arbeiter abholen. Beim Landeanflug stürzte die Bo105 aus etwa 5 Meter Höhe ab, wie ein Stein. Die Besatzung erlitt leichte Verletzungen. Die FFW Sinn sicherte die Einsatzstelle ab, übernahm den Brandschutz mit Schaumrohren, band auslaufendes Flugbenzin und unterstützte die Bergung des Havaristen. Die BF Frankfurt, welcher der Hubschrauber unterstand, war mit 2 Fahrzeugen gekommen. Alle anderen zuständigen kamen per Luft - Insgesamt 6 Hubschrauber landeten in der Folgezeit. Ebenfalls im Februar 1994 steht die Blockhütte des Schäferhundeverein in hellen Flammen - nach einer Gasexplosion. Hier wird die Wehr durch die Tanklöschfahrzeuge aus Herborn unterstützt, da es keine Wasserversorgung gibt. Am 03. März gilt es auf der alten Kreisstraße zwischen Edingen und Katzenfurt einen Pkw Lenker aus seinem verunfallten Wagen zu befreien. Ebenfalls in diesem Jahr wird ein Hochdrucklüfter zum Belüften von verqualmten Räumen durch die Gemeinde angeschafft
Unfall Bahnhofsstraße
Hubschrauberabsturz auf dem heutigen Aldi-Gelände
Das Jahr 1995 steht ganz im Zeichen der Vorbereitungen für das 110jährige Jubiläum, welches im kommenden Jahr gefeiert werden soll. Eine Anzahl von Blinden Alarmen durch Brandmeldeanlagen beschäftigt die Wehr, insgesamt 12 Stück. Am 17. Januar beschädigt sich ein Lkw am Autobahnzubringer Herborn Süd seinen Kraftstofftank. Von hier an zieht sich ein Ölspur über die Bundesstrasse bis nach Edingen, wo der Brummifahrer schließlich stoppt. Die Wehren Sinn, Edingen und Herborn, entleeren den Rest des Tank und binden ausgelaufenen Betriebsstoff. Im April wurde die Wehr zu 2 Suchaktionen nach vermissten Personen alarmiert. Am Rosenmontag musste eine Puppe von einem Gestell über einem Tiefbrunnen >gerettet< werden. Mit einem Lächeln werden die Kameraden wohl die geplante Alarmübung in Erinnerung behalten. Ortsbrandmeister Schwahn (Fleisbach) hatte den Keller der Friedensschule verqualmt und einige Schüler als Statisten in der Schule verteilt. Die Alarmierung ging noch reibungslos. Als die Kameraden ausrücken wollten, bekamen sie von der Leitstelle die Weisung in den Gewerbepark (ehemals Haas & Sohn) zu fahren - dort brannte die Dachhaut einer Halle. Man stelle sich die Gesichter der Interessenten und Schaulustigen vor, welche die Übung sehen wollten und das sich entfernende Martinshorn vernahmen. Ferner mussten zweimal Katzen von Bäumen gerettet werden.
Für 1996 gibt das Protokollbuch die bevorstehende "Geburtstagsfeier" detailliert wieder. Das 110jährige Bestehen der Wehr wird vom 14. bis 16. Juni gefeiert. Der 27. März ruft die Wehr zur ehemaligen Schuttkippe "In Den Kalklöchern". Hier brennen mehrere Zugfahrzeuge und Anhänger eines ehemaligen Schaustellers, die hier als Schrott abgestellt wurden. Im Frühling verzeichnet das Protokoll zwei Waldbrände. Einer auf dem Wingert in Sinn und einmal rückte die Wehr zur Verstärkung nach Herbornseelbach aus. Im August brennt es bei der Firma Holzapfel Galvanik, wobei ein Sachschaden von über 1 Millionen DM entstand. Am 03. November stehen Rundballen zwischen Fleisbach und Edingen in Flammen und werden von allen drei Ortsteilwehren abgelöscht. Pkw Brand, Ölspur ... insgesamt wird die Wehr 25 mal alarmiert, wobei 14 Alarmierungen aufgrund von Brandmeldeanlagen erfolgten.
31 aktive und 435 passive Mitglieder sind im März 1997 registriert. Am 04. April löste Wolfgang Muszy (Fleisbach), Helmut Schwahn (Fleisbach) als Ortsbrandmeister ab. Stellv. Ortsbrandmeister wurde Gunter Ernst (Sinn). Insgesamt 18 mal mussten die Kameraden ausrücken. Eine umgestürzte Holzrückmaschine in der Gemarkung Edingen ergoss ihr Öl in den Grundbach, hier wurde die schwimmende Ölsperre aus Sinn ausgelegt. Am 11. August steht die Heidelandschaft "Auf der Hardt" in Flammen. Heißes, hochsommerliches Wetter herrscht vor und wieder werden die Tanklöschfahrzeuge aus Herborn zur Unterstützung gerufen. Ebenfalls die Ortsteilwehren sind bei diesem Einsatz mit dabei und es werden hunderte Meter Schlauchleitung durch zum Teil dichtes Gestrüpp verlegt. Bei einem Unfall in der Firma Doering am 24.09 erstickte ein Arbeiter während der Wartung einer Absauganlage und im Winter brannte es in einer Wohnung der Gaststätte „Zum Schusterwilhelm" auch hier fand ein Mensch den Tod in den Flammen.
Am 21. Februar 1998 wird die Wehr zu einem Dachstuhlbrand bei der Firma Doering gerufen. Der Brand fällt glimpflich aus und ist in kurzer Zeit gelöscht. Im September 1998 tritt der Ortsbrandmeister Wolfgang Muszy (Fleisbach) von seinem Amt zurück. In der darauf folgenden Wahl wird Gunter Ernst (Sinn) zum neuen Ortsbrandmeister gewählt. Als Stellvertreter wird ihm Jörg Philipps (Sinn) zur Seite stehen. Am 12.10. wird ein Scheunebrand im Seelbacher Weg gemeldet. Zum Glück sind es nur zwei Holzschuppen, die lichterloh in Flammen stehen. Ein Oldtimer Motorrad und ein kleines Boot werden Raub der Flammen.
Scheunenbrand Seelbacherweg
19 Einsätze beschäftigen die Wehr in 1999. Der tragischste darunter ist wohl die Bergung von Schlauchbootfahrern aus der Hochwasserführenden Dill. Am 03. März besteigen 4 Männer im Alter zwischen 21 und 24 Jahren ein Schlauchboot auf dem stark Hochwasser führenden Fluss. Am Herborner Schießplatz setzen Sie ein und schon nach wenigen Metern kentert ihr Boot. Einer der Insassen wird auf spektakuläre Weise am Herborner Wehr in Höhe der Feuerwehr vom Rettungshubschrauber Christoph 25 aus den eisigen Fluten gerettet. Für die anderen 3 kommt jede Hilfe zu spät. Die Wehren Sinn, Fleisbach und Edingen werden alarmiert, jedoch kann man nur am späten Nachmittag einen der Vermissten tot bei Edingen auffinden. Am 05. März wird die Wehr erneut zur Personenrettung alarmiert, jedoch war eine Rettung nicht mehr möglich. In Höhe der Ruppertsmühle wurde der letzte vermisste Wildwasserfahrer durch die Wehr geborgen. Aufgrund seines Amtsantritt als Ortsbrandmeister, gibt Gunter Ernst die Wehrführung an Dirk Schäfer ab. Am 29. Juli und am 02. August kam es zu schweren Verkehrsunfällen, bei denen die Fahrzeuglenker von der Feuerwehr befreit werden mussten. In der Nacht vom 10. auf den 11. Oktober musste die Bundesstraße nach Herborn für mehrere Stunden gesperrt werden. Wieder waren Fahrzeug zusammengestoßen, die Insassen eingeklemmt, es gab 4 Verletzte. Wohl einmalig ist der Bereitschaftsdienst in der Sylvesternacht zum neuen Millennium. Aufgrund eines befürchteten, weltweiten Computercrashes, musste 1 Staffel (6 Mann) in dieser Nacht eine Bereitschaft stellen. Der Crash blieb aus.